PRESSE
15.01.2011
Meine Hoffnung ist, die Mentalität zu ändern
Ein Jahr nach dem Erdbeben in Haiti spricht die deutsche Ärztin Barbara Höfler im Samstagsinterview des «Bund» von einem «schrecklichen Land» – und bleibt trotzdem.
Der Bund: Frau Höfler, wie haben Sie den 12. Januar 2010 erlebt?
Barbara Höfler: Ich habe bis etwa halb fünf im Cité Soleil gearbeitet, war sehr müde und lag in meinem Bett. Ich habe gedacht, ich träume, es kam ein ganz lautes Geräusch wie von einer Monsterlokomotive. Dann fing mein Bett an zu zittern. Erst dachte ich, es fahre ein ganz schwerer Transport auf der Strasse, aber dann wurde das Zittern immer stärker, und ich hörte in der Küche die ersten Flaschen zerschellen. Da wurde mir klar, dass es ein Erdbeben war. Ich rannte aus dem Haus. Mein Dienstmädchen rannte wie eine Verrückte im Garten umher und schrie immer: Señor Jesus, Señor Jesus, sie hob die Hände zum Himmel und war […]
11.01.2011
Deutsche Ärztin leistet Aufbauhilfe in Haiti
In Haiti gilt sie als die verrückte Ärztin aus Deutschland: Seit mehr als zwölf Jahren kümmert sich Barbara Höfler um die Ärmsten der Armen – und behandelt sie in ihrem Geländewagen. Für die Zukunft des Landes hat die Medizinerin auch ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben wenig Hoffnung.
Barbara Höfler kann nicht alle 400.000 Slumbewohner kennen – aber umgekehrt scheinen alle über sie Bescheid zu wissen. Kinder mit großen, dunklen Augen laufen neben ihrem Wagen her, rufen „Barbara, Barbara, Barbara“, während die Ärztin ihren Pick-up über die holprigen Straßen der Cité Soleil manövriert. Das ist das größte Elendsviertel der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Seit 1998 verbringt die inzwischen 72-Jährige den Großteil ihrer Zeit in Haiti. Mit dem Geländewagen, der zu einem mobilen Behandlungszimmer umgebaut ist, fährt sie zu ihren Patienten.
„This is the crazy doctor from Germany“, sollen Amerikaner einmal über […]
11.01.2011
Man wartet in Haiti immer, dass von außen etwas passiert
Rund ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben kommt der Wiederaufbau nur schleppend voran. Jüngst standen die Geberländer in der Kritik, doch die Kölner Ärztin Dr. Barbara Höfler vermisst auch Eigeninitiative der Einwohner beim Wiederaufbau ihres Landes.
PORT-AU-PRINCE (dpa) Die seit 1998 in Haiti tätige Ärztin Dr. Barbara Höfler aus Köln dringt auf mehr Bildung in dem erdbebenzerstörten Karibikstaat.
Bereits die kleinsten Kinder müssten lernen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sagte die 72-Jährige in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Die Aufbauhilfe etwa der USA kritisierte Höfler als wenig förderlich. „Die schenken nur, und das ist ja keine Hilfe.“
Höfler kümmert sich vor allem um Kinder der Cité Soleil, dem größten […]
11.01.2011
Uniklinik Köln hilft Erdbebenopfern auf Haiti
Medizintechnik auf dem Weg in das zerstörte Land.
Am 12. Januar 2010 erschütterte ein schweres Erdbeben den Inselstaat Haiti. Über 230.000 Menschen kamen dabei ums Leben, Hunderttausende wurden obdachlos. Medizinische Hilfe für die zahlreichen Opfer wird auch ein Jahr nach der Katastrophe noch immer dringend benötigt. Ende dieser Woche versendet die Uniklinik Köln deshalb aussortiertes medizinisches Gerät nach Haiti.
Auf die Reise gehen vor allem Monitore, die eine Überwachung des Patienten beispielsweise bei einer Operation erlauben. Aber auch Beatmungsgeräte gehören zu der Hilfslieferung der Uniklinik Köln: „Wichtig bei den Beatmungs-geräten ist, dass sie auch stromunabhängig funktionieren. In den meisten Teilen Haitis ist die Stromversorgung nach wie vor noch nicht wieder hergestellt. Oder – so es Strom gibt – funktioniert die Versorgung nur sehr schwankend,“ erklärt Dr. Christoph Görg, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln. Er ist einer der Mitinitiatoren der Sammlung von Medizintechnik an der sich auch die Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie beteiligte.
Die verschiffte Medizintechnik der Uniklinik Köln wird am Rande der Millionenstadt Port-au-Prince in einer kleinen Klinik eingesetzt, diese wird momentan mit Deutscher Hilfe wieder aufgebaut. „Die Geräte sind bei uns ausgemustert worden, können aber vor Ort sicherlich noch gute Dienste leisten“, erklärt PD Dr. Joern Michael, Geschäftsführender Oberarzt der Orthopädie.
Vor Ort wird die Hilfe der Uniklinik Köln von Dr. Barbara Höfler koordiniert. Seit 1997 lebt die pensionierte Kölner Ärztin in Port-au-Prince. Mit ihrer mobilen Ambulanz ist sie mehrmals in der Woche in Site Soley – dem größten Slum der Hauptstadt – unterwegs, um dort kranke und verletzte Straßenkinder zu behandeln.
Dr. Barbara Höfler hat das verheerende Erdbeben am 12. Januar unverletzt überlebt. Seitdem ist sie im Katastrophengebiet im Einsatz. Sie versorgt Verletzte, organisiert weitergehende medizinische Behandlung mit anderen Hilfsorganisationen vor Ort und versucht, Wasser, Nahrung und Medikamente zu beschaffen.
Seit 2001 unterstützt der Verein LESPWA e.V. die Ärztin. LESPWA ist das kreolische Wort für Hoffnung. Durch Benefizveranstaltungen und Ausstellungen gelang es dem Verein, dringend benötigte Spendengelder zu akquirieren.
Pressemitteilung 2/2011 der Pressestelle Uniklinik Köln (Christoph Wanko)
05.10.2010
Hilfe für Erdbeben opfer
Mettmann (RP) Beim Pfarrfest von St. Lambertus wirbt die Ärztin Dr. Barbara Höfler für weitere Unterstützung der Menschen auf Haiti. Viele Spendengelder sind nicht bei den Bedürftigen angekommen. Dies ist beim Lespwa-Verein anders.
Bei prachtvollem Erntedank-Sonnenschein feierten die Mettmanner Katholiken ihr Pfarrfest. Rund um das Kaplan-Flintrop-Haus gab es Musik, Speis und Trank, Spiel und Spaß. Dirk Wermelskirchen, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates: „Wir zeigen bei dieser Gelegenheit unser Gemeindeleben, aber es soll auch Ort der Begegnung für Christen und Nicht-Christen sein“.
Notfall-Seelsorger stellen sich vor
Unterhaltung weltlicher Art brachte der Männerchor, der regelmäßig im Flintrop-Haus probt. Auch zum ersten Mal stellte sich das […]
07.03.2010
Die Hoffnung stirbt zuletzt…
Seit zehn Jahren ist die deutsche Ärztin Barbara Höfler in Port-au-Prince in Haiti für die Ärmsten der Armen unterwegs. Das Slum-Viertel Cité Soleil sei die Hölle auf Erden, sagt die resolute Kölnerin. Ihren „Pick up“ hat sie in ein Behandlungszimmer umfunktioniert und so fährt die 71-Jährige Tag für Tag durch die gefährlichen Straßen, um den Kranken und Verletzten beizustehen. Nach dem schweren Erdbeben ist ihre Hilfe nun wichtiger denn je.
Wenn die Kinder die Zukunft von Haiti sind, dann hat das Land keine Zukunft. Unterernährt, arm und jetzt auch noch das Erdbeben, das viele Schulen im Erdboden versinken ließ. 230.000 Menschen starben, mehr als eine Million verlor ihr Haus. Das Elend scheint keine Grenzen zu kennen, aber schlimmer als in Cité Soleil, der Sonnenstadt, geht es wohl nicht. Dorthin traut sich kaum jemand von den Hilfskräften, außer Barbara Höfler, einer deutschen Ärztin.
„Fahrt zur Hölle“, so nennt Barbara Höfler Cité Soleil. Es geht ihr selbst schlecht: Bronchitis und ein entzündetes Hüftgelenk quälen sie. Doch ihre Patienten warten. Seit ihrem ersten Besuch lässt das Elend Haitis sie nicht mehr los. Barbara Höfler: „Als ich zuhause in Köln im Garten saß, da habe ich einfach beschlossen, für ein Jahr nach Haiti zugehen.“ Aus einem Jahr sind nun zwölf geworden.
Unterwegs in der Stadt
Krankenschwester Emma baut die mobile Praxis in einem Schulhof auf. Dreimal die Woche kommt Barbara Höfler dort hin. Sie behandelt mindestens 50 Patienten am Tag: Die meisten von ihnen sind Kinder. Viele Frauen haben vier oder mehr Kinder, so viele können sie nur schwer ernähren. Nach einer Stunde Aufenthalt geht die Tour ohne Pause weiter.
An diesem ist das nächste Ziel: Cité Soleil. „Docteur Bababa“ rufen die Menschen – so wird die 71-Jährige dort genannt. Die einzige, die Hausbesuche im Niemandsland macht. Barbara Höfler erklärt: „Die Kinder sind alle unterernährt, haben Hautkrankheiten, Krankheiten der Lunge. Sie sind viel kranker als die Straßenkinder.“
Katastrophale Zustände
Verschmutztes Wasser, schlechtes Essen und keine Toiletten, das ist Alltag im Armenviertel. Eine fünfköpfige Familie wohnt in einer kleinen Hütte. Sie schlafen alle in einem Bett. Francoise ist sieben Monate alt und ist seit einer Woche schwer krank. Das Erdbeben hat Spuren hinterlassen: Der tägliche Kampf um Essen, Wasser und Geld ist noch schwerer geworden. Die Menschen sind froh darüber, dass die Ärztin zu ihnen kommt.
50.000 Euro sammelt Barbara Höfler mit ihrem Verein im Jahr. Es macht sie wütend, dass die Kinder allem schutzlos ausgeliefert sind. Dem Hunger, den Krankheiten und den Kinderhändlern. Ein Ausländer, der nach Cité Soleil kommt, könne jedes Kind haben, sagt sie. Die meisten Kinder wachsen ohne Väter auf. Tagsüber bleiben sie allein, die Mütter versuchen, irgendwie ein wenig Geld zu verdienen.
Alles ist zerstört
Müllhalde und Toilette sind eins. In der Luft hängt ein saurer Geruch. Wie kann man dort die Kraft nicht verlieren? Die Ärztin meint, Hoffnung hätte ihr bisher die Schule gegeben, denn: „Ich habe gehofft, die nächste Generation wird nicht so stumpf vor den Hütten sitzen, sondern wird aktiv sein, kreativ sein, wird das Schicksal vom Land selber in die Hand nehmen.“ Doch das Beben hat das Lebenswerk von Barbara Höfler in Schutt und Staub gelegt. Den Rest haben Plünderer gestohlen. 6.000 Kinder sind dort zur Schule gegangen.
Barbara Höfler hat dort auch Lehrer und Kindergärtner ausgebildet. Doch das Erdbeben hat auch dort alle Hoffnung zerstört. Barbara Höfler erzählt von dem traurigen Schicksal einer Schülerin: „Die Mutter des Mädchens saß in der Ecke und weinte. Sie sagt die ganze Familie hat über die Jahre gespart, damit dieses Mädchen Kindergärtnerin werden kann, damit sie später die Familie ernähren kann. Sie war schon im zweiten Ausbildungsjahr. Nach dem Beben lag sie tot unter den Trümmern. Die Mutter hatte kein Geld für die Beerdigung, deshalb lag sie nach vier Tagen immer noch da.“
Wochen nach der Katastrophe geht es endlich ein bisschen voran. Italienische Soldaten räumen auf. Und Barbara Höfler gibt nicht auf: Sie weigert sich zu verzweifeln. In Cité Soleil brauchen sie „Docteur Bababa“ – mehr noch als vor dem Beben.
mona lisa ZDF
23.02.2010
Rheinische Ärzte für Haiti
Am 12. Januar erschüttert ein schweres Erdbeben den Inselstaat Haiti. Über 230.000 Menschen kommen um, Hunderttausende werden obdachlos. Hilfe für die Opfer kommt auch aus dem Rheinland.
Als das Erdbeben mit seiner schier endlosen, zerstörerischen Kraft an der Millionenstadt Port-au-Prince zerrt, liegt Dr. Barbara Höfler auf dem Bett in ihrer Wohnung im Stadtteil Delmas. Es ist kurz vor 17 Uhr an diesem Mittwoch, dem 12. Januar im ersten Jahr des neuen Jahrzehnts. In den nächsten Sekunden werden zigtausende Einwohner der haitianischen Hauptstadt von herabfallenden Decken oder umstürzenden Wänden und Möbeln erschlagen oder verletzt. Viele, die das Beben überleben, werden in den folgenden Tagen an ihren Verletzungen sterben, Amputationen erleiden, Angehörige, Hab und Gut verlieren.
Betonstaub vernebelt die Luft
„Ich war gerade aus dem Slum Cité Soleil zurückgekommen, war sehr […]
01.02.2010
Haiti: Hilfe kommt bei den Ärmsten der Armen nicht an
„Hilfsmaßnahmen kommen hier überhaupt nicht an“, sagt die deutsche Ärztin Barbara Höfler, die seit Ende der 90er-Jahre in Port-au-Prince in den Slums der Cité Soleil arbeitet. Eine übergreifende Koordination gebe es nicht. Je kleiner die Hilfsorganisation, umso effektiver ihre Hilfe, so ihr Eindruck.
Friedbert Meurer: 180.000 Menschen, so viele sollen nach jüngsten Schätzungen nach dem Erdbeben auf Haiti gestorben sein. 180.000 und auch für die Überlebenden ist die humanitäre Lage immer noch ziemlich katastrophal. Die Krankenhäuser sind restlos überfüllt, wenn sie nicht sowieso völlig zerstört wurden. Lebensmittellager werden überfallen, die Lage ist auch für die Helfer nicht ungefährlich. Inzwischen wird immer deutlicher: bei einer besseren Vorsorge vor Erdbeben und weniger Korruption im Land hätte es weniger Tote gegeben.
Eine Helferin dort ist die deutsche Ärztin Barbara Höfler, seit Ende der 90er-Jahre in Port-au-Prince hilft sie und behandelt Verletzte und Kranke in den Slums der Cite Soleil. Viele Mitarbeiter der Salesianer von Don Bosco, mit denen sie zusammenarbeitet, haben die Katastrophe nicht überlebt. Die 71jährige ist im Moment in Deutschland, wirbt dort um Spenden, und gestern Abend habe ich sie gefragt, wie sie zuletzt ihre Tage in Haiti erlebt hat.
Barbara Höfler: Ich habe noch bis zur Abreise Notversorgungen gemacht. Viele Kliniken in Port-au-Prince sind zerstört und die bestehenden Kliniken können keine Patienten mehr aufnehmen. Ich habe also hauptsächlich in den Slums Notversorgungen gemacht, erste Hilfe, habe aber auch unsere Mitarbeiter, das heißt die Mitarbeiter der Salesianer, die zum Teil Knochenbrüche hatten, was ich einfach so bei der Untersuchung schon festgestellt habe, weiter versorgt, weil sie keine Krankenhäuser fanden.
Meurer: Wenn Sie beispielsweise in der Cité Soleil unterwegs sind, dem Slumgebiet von Port-au-Prince, dann sind Sie mit einer Art Kastenwagen unterwegs. Sie klappen hinten auf und das Ganze ist eine minimale Ambulanz. Mit welchen Verletzungen kommen die Menschen zu Ihnen?
Höfler: Einer hatte einen ganz, ganz schwer verletzten Fuß mit ganz vielen offenen Wunden, und man wolle heute seinen Fuß abschneiden, also amputieren. „Was soll ich nur machen?“ Ich habe dann mit ihm gesprochen und habe gesagt, ich kann mir gar nicht vorstellen, warum man den amputieren muss.
Meurer: Ist der Fuß schlussendlich amputiert worden?
Höfler: Der brauchte nicht amputiert zu werden. – Man amputiert alles, was kompliziert zu versorgen ist.
Meurer: Sie helfen ja seit Jahren den Slumbewohnern in der Cité Soleil, die in Hütten wohnten. Wenn dann das Erdbeben stattfand, haben sie quasi das Glück gehabt, so sarkastisch das klingt, vielleicht zu überleben, weil sie in Hütten lebten. Welche Verletzungen haben sie davongetragen, mit denen Sie dann zu tun hatten?
Höfler: Ganz schlimme Verbrennungen durch offene Kohlenöfen, die umkippten, oder das kochende Essen auf die Menschen fiel. Viele Prellungen, viele auch Frakturen durch herunterfallende große Betonbrocken, Steine von Dächern, von Steinhäusern, von Mauern. Kinder, die halb verhungert waren, weil in dieser Gegend, in der ich arbeite, die Hilfsmaßnahmen überhaupt nicht eintrafen. Ich habe ein Baby gesehen und ich wusste: Das Baby stirbt. Das ist am nächsten Tag gestorben.
Meurer: An was ist es gestorben?
Höfler: An absolutem Wassermangel, Flüssigkeitsmangel. Die Mutter hatte eine beidseitige Brustentzündung und die Ärzte sind manchmal nicht so gut ausgebildet. Die haben der Frau verboten, das Kind zu stillen, haben ihr auch nicht gesagt, sie soll die Milch abpumpen, und die Milch floss permanent aus den Brustwarzen und den Nebenwarzen. Die war völlig nass vorne von Milch und das Kind verhungerte, weil es keine Milch und kein Wasser kriegte.
Meurer: Wir hören und lesen, dass die internationale Hilfe in Haiti, in Port-au-Prince jetzt etwas besser bei den Menschen ankommt. Ist das so?
Höfler: Bei manchen Bevölkerungsgruppen, aber nicht bei den Ärmsten der Armen.
Meurer: Warum nicht?
Höfler: Die wohnen zum Teil in Gegenden, die als sehr gefährlich gelten, die freiwillig von niemandem angefahren werden, und die wohnen so weit weg und ohne öffentliche Verkehrsmittel verbunden von Stellen, wo eben Essen und Wasser verteilt wird, dass sie das nicht erreichen können.
Meurer: Regiert die nackte Anarchie jetzt in der Cité Soleil?
Höfler: Nicht jetzt. Die regiert schon sehr, sehr lange.
Meurer: Wie können Sie da helfen?
Höfler: Ich kann nur punktuell helfen. Ich werde ganz viel Geld mitnehmen und werde den Menschen Geld in die Hand geben, denn es gibt überall die Möglichkeit, dass sie etwas kaufen können: auf Straßenmärkten, in kleinen Geschäften, die wieder geöffnet sind. Aber die Menschen haben noch nicht mal fünf Cent, um mit dem Taptap fahren zu können.
Meurer: Tabtab, das ist was?
Höfler: Das sind Pickups, die ganz bunt angestrichen sind. Das sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Da sind hinten zwei Bänke drin und da zahlt man fünf Gurd für eine Fahrt. Dieses Geld fehlt den Menschen, die können sich nicht mal den Transport mit diesem Billigmittel leisten, um irgendwo hinzukommen.
Meurer: Wer koordiniert im Moment die Hilfe, ich sage jetzt mal, außerhalb der Slums? Die Amerikaner, die UNO, die haitianische Regierung?
Höfler: Das weiß der Himmel.
Meurer: Sie haben den Eindruck, es läuft völlig planlos?
Höfler: Ja. Ich habe den Eindruck, dass jede Hilfsorganisation ihr Ding macht. Je kleiner die Hilfsorganisation, desto effektiver. Eine großflächige oder übergreifende Koordination findet nicht statt, fand nicht statt und, ich sage, wird nicht stattfinden.
Meurer: Wäre das die Aufgabe der haitianischen Regierung, oder ist die …
Höfler: Das wäre normalerweise die Aufgabe der haitianischen Regierung. Die ist völlig untergetaucht, unsichtbar seit dem Erdbeben, außer dem Premierminister, der auf einer irgendwelchen Geberkonferenz in Kanada letztlich war und große Reden schwang, aber in Haiti selber sieht man nichts von der Regierung.
Meurer: Wie erleben Sie die Hilfe der US-Amerikaner? Es ist viel darüber diskutiert worden, es ist eine freundliche Besatzung sozusagen, eine gewünschte Besatzung. Wie sehen Sie das?
Höfler: Das breite Volk wünscht diese Besatzung nicht, empfindet das als die dritte Okkupation der Amerikaner, denn wenn die Amerikaner einmal irgendwo einmarschieren, dann übernehmen sie auch das Kommando und es ist nichts besser geworden, seitdem die Amerikaner zum Beispiel den Flughafen übernommen haben. Auf dem Flughafen haben sich Hilfsgüter gestaut, sodass man keine neuen mehr reinlassen konnte, weil die nicht verteilt wurden, aber da hat sich nicht viel geändert, seitdem die Amerikaner das übernommen haben.
Meurer: Sie sind jetzt – persönliche Frage – über 70 Jahre alt, schon seit, ich glaube, 13, 14 Jahren in Haiti aktiv.
Höfler: 12 Jahre.
Meurer: Woher nehmen Sie die Kraft, in diesem Alter täglich in den Slums mit Ihrer Ambulanz zu fahren und den Menschen zu helfen?
Höfler: Man wächst mit seinen Aufgaben, denke ich mal. Ich frage mich nicht selber, woher nehme ich die Kraft. Ich tu’s einfach.
Meurer: Barbara Höfler, Ärztin und sie hilft in Haiti, in Port-au-Prince den Menschen schon vor dem Erdbeben, aber jetzt auch nach dem Erdbeben. Danke schön für Ihren Besuch und auf Wiedersehen.
Höfler: Auf Wiedersehen.
Deutschlandfunk (Friedbert Meurer)
27.01.2010
Hilfe schon lange vor dem Erdbeben
Prof. Dr. Olaf Bubenzer und seine Frau Birgit engagieren sich für die Bevölkerung des Karibikstaates. Sie unterstützen unter anderem die deutsche Ärztin Dr. Barbara Höfler.
Seit dem Erdbeben vor der Küste Haitis und den verheerenden Zerstörungen im Land und der Hauptstadt Port-au-Prince ist der Einsatz internationaler Hilfsorganisationen Dauerthema in den Medien. Doch für die Mitglieder des Vereins Lespwa begann das Interesse und das ehrenamtliche Engagement für die Bewohner des Karibikstaates schon lange vor der aktuellen Katastrophe.
Zwei der Mitglieder des Hilfsvereins – der Vorsitzende Prof. Dr. Olaf Bubenzer und seine Frau Birgit – kommen aus Mechernich, genauer gesagt aus Katzvey. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern vornehmlich aus dem Köln / Bonner Raum unterstützen sie eine deutsche Ärztin, die sich bereits seit über zehn Jahren besonders um die Kinder und Jugendlichen in Haiti kümmert.
Einsatz für Straßenkinder
Die Ärztin Dr. Barbara Höfler entschloss sich nach ihrer Pensionierung und einem ersten Haiti-Besuch im Jahr 1997 dazu, Deutschland den Rücken zu kehren und fortan für die Straßenkinder in Haiti zu arbeiten. Nach einjähriger Vorbereitung wurde sie 1998 tätig, und zwar mit einem Straßenkinderprojekt der Salesianerpatres Don Bosco. Vor der Erdbeben-Katastrophe fuhr Dr. Barbara Höfler dreimal die Woche mit einer kleinen Ambulanz und einem haitianischen Team durch die Straßen, um kranke und verletzte Jugendliche kostenlos zu behandeln, die sich einen Besuch beim Arzt oder Medikamente nicht leisten können. Viele der jungen Menschen besitzen kaum mehr als die zumeist lumpigen Kleider, die sie am Leibe tragen. Es fehlt an Wasser zum Trinken und Waschen, als Schlafplatz bleibt ihnen nichts als die schmutzige, meist völlig zugemüllte Straße.
Der Verein Lespwa unterstützt außerdem das Werk der kleinen Schulen des Pater Bohnen. Dieses Hilfswerk ist im größten Elendsviertel Site Soley (Stadt der Sonne) der Hauptstadt Haitis beheimatet. Die Don-Bosco-Salesianer betreuen dort unter der Leitung von Pater Zucchi Olibrice rund 20.000 Kinder aus den Slums in 150 Kleinschulen, vier Zentralschulen und zwei Berufsschulen mit Werkstätten.
„Die Schulbildung bietet den Kindern die einzige Chance, aus eigener Kraft dem Elend der Slums zu entkommen“, erläuterte Birgit Bubenzer im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Schulen, so Bubenzer weiter, versorgen die Kinder und Jugendlichen täglich mit einer warmen Mahlzeit – zumeist einer Art Brei aus Bohnen und Reis. Die Vorschulkinder bekommen zusätzlich morgens einen Becher Milch und ein Brötchen.
Der Name Lespwa des Hilfsvereins, der die Projekte in Haiti finanziell unterstützt, ist im Übrigen treffend gewählt. Es ist der kreolische Begriff für Hoffnung und zugleich Programm für die beteiligten Ehrenamtler. Denn auch die Projekte von Lespwa sind von dem Erdbeben betroffen: Die Schulen und Kindergärten sind zerstört, mehrere Lagercontainer wurden geplündert, und ein Container mit gespendeten Kindergartenmöbeln hängt wegen logistischer Probleme auf Jamaika fest.
Klein, aber effektiv
Mit Misereor oder der Welthungerhilfe könne Lespwa nicht mithalten, so Bubenzer. Man sei ein kleiner Verein und wolle auch klein bleiben. Oder besser gesagt: den Verwaltungsapparat möglichst gering halten. Den schweren Rückschlag, den die Projekte durch das Erdbeben erfahren haben, kommentiert Bubenzer unverdrossen: „Dann fangen wir halt wieder von vorne an.“
Wer sich für die Arbeit von Lespwa und die Hilfsprojekte in Haiti interessiert oder den Verein durch eine Spende unterstützen möchte, erhält ausführliche Informationen bei Birgit Bubenzer unter +49 2256 7445 sowie im Internet.
KStA – Euskirchen (rom)
26.01.2010
Deutsche Helferin blieb unverletzt
Einige Tage nach dem Erdbeben meldete sich Dr. Barbara Höfler per E-Mail unversehrt bei ihren Freunden in Deutschland:
„Auch meine mobile Klinik ist okay. Gleich nach dem Beben konnte ich unter der Beleuchtung von Handys erste Hilfe für die verletzten Patres, Schüler und Mitarbeiter der Schulen in La Saline bis ein Uhr morgens leisten. Viele meiner Patienten in Site Soley haben Verletzungen durch herabfallende Dächer und Steine, schwere Verbrennungen durch Töpfe mit kochendem Essen. Auch die Angehörigen sind zum Teil schwer verletzt. Operiert wird zum Teil unter aufgespannten Planen auf den Höfen, wo hunderte Patienten dicht an dicht liegen.“
In der Stadt liege überall Verwesungsgeruch in der Luft.
KStA – Euskirchen (rom)
18.01.2010
Richtig spenden für Haiti
Es gibt nichts, was in Haiti derzeit nicht bitter benötigt würde; viele Menschen wollen helfen, die Not zu lindern. Wie Spender die richtige Hilfsorganisation finden.
Knapp eine Woche nach dem Erdbeben in Haiti spitzt sich die Lage im Land weiter zu. Die Zahl der Todesopfer schätzen Experten inzwischen auf über 200.000. Doch auch den Überlebenden mangelt es an allem: Essen, Wasser, Medikamente – das Land steht buchstäblich vor dem Nichts.
Entsprechend groß ist die weltweite Spendenbereitschaft. Mit bloßem Aktionismus ist den Opfern der Katastrophe jedoch noch nicht geholfen. Die Bundesregierung hat bereits vor einem unkoordinierten Vorgehen bei der Unterstützung Haitis gewarnt, und auch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) rät spendenbereiten Bürgern, Auskunft über die […]