1804 wurde Haiti nach Aufständen gegen die Kolonialmacht Frankreich die erste Republik schwarzer Menschen. Seither regierten wechselnde Diktaturen das Land. Korruption ist bis heute in den Regierungen verwurzelt.
Seit 1998 ist Haiti eine Demokratie. Doch die Masse der Bevölkerung versteht nicht, was Demokratie bedeutet. So haben Demagogen leichtes Spiel. Für viele ist Demokratie ein Garant dafür, dass jeder machen kann, was er will.
Haiti, früher die reichste Kolonie Frankreichs – es wurde die Perle der Karibik genannt – ist heute das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Von den 9 Mio. Einwohnern Haitis leben 80% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Sie verdienen weniger als 2 US$ täglich. Die Analphabetenrate in der Hauptstadt beträgt 60%, in den Slums und auf dem Lande mehr als 80%.
Haiti besteht zu zwei Dritteln aus unbewohnbaren Bergen. Das restliche Drittel ist eng besiedelt. Nach Jahrhunderte langen Raubbau durch die Kolonialmächte gibt es keine Wälder mehr, die Berge sind verkarstet, das Wasser der tropischen Regenfälle schwemmt die Erde ins Meer. Immer mehr, einst fruchtbare Anbauflächen, versteppen. Das Klima ändert sich. Es kommt zu Wasserknappheit, weil die Quellen und mit ihnen die Flüsse versiegt sind.
Seit zehn Jahren beherrschen UNO Soldaten (MINUSTAH) das Straßenbild. Ihre Anwesenheit hat zu einer Verteuerung der Lebenshaltungskosten geführt und sie brachte die Cholera ins Land.
Nach dem verheerenden Erdbeben am 12. Januar 2010 kam es zu einem starken Anstieg der Mieten – auch für die Slumhütten. Noch immer wohnen viele Menschen in Zeltlagern, da sie die Miete selbst für eine Slumhütte nicht aufbringen können. Die Hilfe der großen Nonprofit Organisationen (NPOs) nach dem Erdbeben war unkoordiniert und damit wenig effektiv. Inzwischen haben viele große NPOs Haiti verlassen.
Der derzeitige Präsident, Michel Martelly, ein ehemaliger Hip-Hop Sänger, ist der erste Präsident, der wirklich Erfolge für die Entwicklung des Landes zu verzeichnen hat. Die Anhänger der Opposition, hauptsächlich der Lavalas Partei, haben die Mehrheit im Senat und blockieren viele Pläne von Martelly. In den zwei Jahren seiner Amtszeit wurden viele Straßen gebaut bzw. saniert. In den Hauptstraßen von Port-au-Prince wurde eine Solar betriebene Straßenbeleuchtung installiert, neue Schulen wurden gebaut und das Schulgeld für die öffentlichen Schulen wurde abgeschafft. Außerdem knüpfte Martelly neue internationale Beziehungen, vor allem, um Arbeitsplätze zu schaffen.
Der wichtigste Faktor für die Entwicklung des Landes ist Schul- und Berufsausbildung. So hat das Werk der Kleinen Schulen des Pater Bohnen, Œuvre des Petites Ecoles de Père Bohnen (OPEPB), eine wichtige entwicklungspolitische Bedeutung.